Nutzen Sie die Leistungsstärke der Absorptionsspektroskopie mittels abstimmbarer Diodenlaser (Tunable Diode Laser Absorption Spectroscopy, TDLAS) – eine präzise optische Analysetechnik zur Detektion und Quantifizierung von Gasen in Echtzeit
ArticleMehrere Industrien29.09.2025
In Kürze
Definition: TDLAS ist eine laserbasierte Spektroskopietechnik, die Gaskonzentrationen misst, indem sie die Absorption des Lichts bei bestimmten Wellenlängen erkennt und so eine genaue Gasanalyse in Echtzeit ermöglicht.
Vorteile: In Echtzeit verfügbare Gasdetektion im ppb-Bereich mit hoher Selektivität, schnellem Ansprechen und robuster, wartungsarmer Leistung – selbst in rauen, stark kontaminierten Umgebungen
Anwendungen: Wird eingesetzt in Erdgas-, Biomethan- und Kohlendioxid-Pipelines; Erdgas- und LNG-Anlagen; NGL, Raffination und petrochemischen Gasströmen; und in CCUS-Prozessen (CO2-Abscheidung, -Nutzung und Speicherung)
Technologie: Mit ihrer Kombination aus abstimmbaren Diodenlasern, Zellen, Detektoren und fortschrittlicher Signalverarbeitung ermöglichen TDLAS-Systeme hochempfindliche Gasmessungen in Echtzeit bis in den ppb-Bereich.
InhaltInhalt
Was ist TDLAS?
Die Tunable Diode Laser Absorption Spectroscopy (TDLAS) ist eine laserbasierte Technik zur Detektion und Quantifizierung von Gaskonzentrationen mit außerordentlich hoher Genauigkeit. Diese Technik wird in vielen Branchen eingesetzt, beispielsweise für Erdgas, Petrochemie, in der Raffination oder der Umweltüberwachung, wo Echtzeit-Gasanalysen ein entscheidender Faktor für Sicherheit, Einhaltung von Vorschriften und Prozessoptimierung sind.
Verschiedene TDLAS-Typen
In-situ-TDLAS – misst Gaskonzentrationen direkt über den vollen Durchmesser eines Schornsteins oder Kanals und liefert Echtzeitdaten ohne Umleitung der Prozessströme
Extraktive TDLAS – leitet das Prozessgas über eine Bypassleitung in einen Analysator um und ermöglicht so, das System zur Kalibrierung, Verifizierung und Wartung abzusperren
In diesem Artikel werden wir uns die extraktive TDLAS-Analyse zur Qualitätskontrolle und Prozesssteuerung genauer ansehen.
Funktionsweise der Absoptionsspektroskopie
Die Funktionsweise der TDLAS beruht darauf, dass ein Diodenlaser auf eine bestimmte Wellenlänge abgestimmt wird, die einer Absorptionslinie des Zielgases entspricht. Wenn der Laser die Gasprobe durchquert, absorbieren Moleküle Licht mit dieser Wellenlänge. Die Absorptionsmenge gibt Aufschluss über die Gaskonzentration – oft bis hinunter in den ppb-Bereich (parts-per-billion).
Grundlage der TDLAS ist das Lambert-beersche Gesetz, das beschreibt, wie Licht von einem Gas absorbiert wird:
A = – ln (I/I₀) = X ● P ● S ● ϕ ● L
Mit:
A = Absorbanz
I₀ = Intensität des einfallenden Lichts
I = Intensität des transmittierten Lichts
X = Stoffmengengehalt (Molfraktion) des Gases
P = Druck
S = Linienstärke
ϕ = Linienform
L = Pfadlänge
Nach dieser Gleichung können TDLAS-Systeme Gaskonzentrationen selbst in komplexen oder veränderlichen Umgebungen mit hoher Genauigkeit berechnen.
Warum „abstimmbar“?
TDLAS verwendet abstimmbare Diodenlaser – kompakte robuste Geräte, die Licht mit extrem schmalen Linienbreiten emittieren. Diese Laser können ganz fein auf bestimmte Absorptionslinien der Zielgase abgestimmt werden. Durch Abtasten des Wellenlängenbereichs erzeugen TDLAS-Systeme einen spektralen Fingerabdruck, der eine genaue Identifizierung und Quantifizierung der Gase ermöglicht. Diese Abstimmbarkeit ist entscheidend für die Vermeidung von Kreuzinterferenz und die Erzielung der gewünschten Selektivität, insbesondere in Gasströmen aus mehreren Bestandteilen.
Vergleich zwischen TDLAS und NDIR (nichtdispersives Infrarot)
Beide Techniken – TDLAS und nichtdispersives Infrarot (NDIR) – werden zwar zur Detektion von Gasen genutzt, sie unterscheiden sich aber deutlich in Genauigkeit und Leistungsfähigkeit. TDLAS arbeitet mit einem auf bestimmte Absorptionslinien des Zielgases abgestimmten Laser mit schmaler Linienbreite und ermöglicht dadurch hochgradig selektive und empfindliche Messungen sogar im ppb-Bereich (parts-per-billion). Im Gegensatz dazu verwendet NDIR zum Isolieren der Absorptionsbänder eine Breitband-Infrarotquelle und optische Filter, was zu einer geringeren Auflösung und höheren Wahrscheinlichkeit von Kreuzinterferenz durch andere Gase führen kann. TDLAS bietet außerdem schnellere Ansprechzeiten und Langzeitstabilität ohne häufige Rekalibrierung. Damit ist die Technik ideal für anspruchsvolle industrielle Anwendungen, bei denen es auf Genauigkeit und Zuverlässigkeit ankommt.
Komponenten eines TDLAS-Analysators
Laserquelle: Abstimmbarer Diodenlaser, der im NIR- oder mittleren IR-Bereich emittiert
Optische Zelle: Dual-Pass-Zelle (einfache Ausführung für Messungen mit kurzem Pfad) oder Herriott-Zelle (Multipass-Ausführung für höhere Empfindlichkeit mit Pfad von bis zu 28 Metern)
Detektor: Misst die Intensität des transmittierten Lichts
Modulationssystem: Fügt eine Sinuswellenmodulation hinzu, um das Signal-Rausch-Verhältnis zu verbessern
Signalprozessor: Ermittelt mithilfe von Algorithmen die Gaskonzentration aus den Spektraldaten
Gehäuse: Beheizt und isoliert, um Kondensation zu verhindern und die Messungen zu stabilisieren
Komponenten eines TDLAS-Analysators – Dual-Pass-Zelle
TDLAS-Techniken
Wellenlängenmodulationsspektroskopie (WMS)
Zur Verbesserung der Empfindlichkeit nutzt TDLAS oft die Wellenlängenmodulationsspektroskopie (WMS) mit Detektion der zweiten Harmonischen (2f). Diese Technik:
Moduliert den Laser bei hoher Frequenz (z. B. 7,5 kHz)
Nutzt einen Lock-in-Verstärker für die Detektion des 2f-Signals
Filtert Rauschen heraus und verbessert den Nachweis von Spurengasen
Typische transmittierte Laserintensität und entsprechendes normalisiertes Signal der zweiten Harmonischen
Dieser Ansatz ermöglicht es, selbst bei komplexen Hintergründen Gase in extrem niedrigen Konzentrationen nachzuweisen. Darüber hinaus kann er Laserdrift, Spiegelverschmutzung und Intensitätsschwankungen kompensieren.
Differenzielle Spektroskopie
In Umgebungen mit hoher Hintergrundinterferenz arbeiten TDLAS-Systeme mit differenzieller Spektroskopie:
Ein Gaswäscher entfernt das Zielgas aus der Probe und erstellt daraus ein „trockenes“ Spektrum.
Das System vergleicht dies mit dem „nassen“ Spektrum (mit dem vorhandenen Gas).
Durch Subtrahieren der beiden wird das Signal des Zielgases isoliert.
Diese Methode ist besonders nützlich zur Messung von H₂O (Wasser/Feuchte), H₂S (Schwefelwasserstoff), NH₃ (Ammoniak) und CO₂ (Kohlendioxid) in Strömen mit hohem Gehalt an Kohlenwasserstoffen, in denen überlappende Absorptionsbänder sonst das Signal überlagern würden.
Vergleich zwischen differenzieller und nicht-differenzieller Messung
Differenzielle Messung:
Absorptivität des Analyten ist niedrig
Signale des Analyten sind gegenüber dem Hintergrund sehr schwach
Der spektrale Hintergrund verändert sich stark aufgrund der Zusammensetzung und anderer Faktoren
Nicht-differenzielle Messung:
Absorptivität des Analyten ist hoch
Signale des Analyten sind gegenüber dem Hintergrund stark (gutes Signal-Rausch-Verhältnis)
Veränderungen des spektralen Hintergrunds sind unbedeutend
Multipass-Herriott-Zellen
Um eine hohe Empfindlichkeit zu erreichen, werden in TDLAS-Systemen oft Herriott-Zellen verwendet, die den Laserstrahl mehrfach reflektieren, sodass er das Probengas mehrmals durchquert. Dadurch entsteht ein langer optischer Pfad (von bis zu mehreren Dutzend Metern) in einem kompakten Volumen. Damit kann das Signal verbessert werden, ohne die Systemgröße zu erhöhen. Im Gegensatz zur resonatorverstärkten Spektroskopie (Cavity-Enhanced Spectroscopy) sind Herriott-Zellen unempfindlicher gegenüber Spiegelverschmutzungen und halten eine konstante Pfadlänge. Damit sind sie ideal für industrielle Umgebungen.
Eine Multipass-Herriott-Zelle für einen TDLAS-Analysator
Vorteile von TDLAS
TDLAS bietet mehrere Vorteile:
Hohe Selektivität: für Ziele mit schmalen Absorptionslinien
Niedrige Nachweisgrenzen: bis in den ppb-Bereich
Schnelle Reaktion: Echtzeitmessung (in weniger als einer Sekunde)
Minimale Wartung: keine beweglichen Teile und keine Verbrauchsmaterialien
Robuste Leistung: Stabilität über mehrere Jahre ohne Rekalibrierung
Keine Verzögerung durch Anfeuchten/Trocknen: im Unterschied zu Sensoren für oberflächenbezogene Messungen
Die TDLAS-Technologie ist ein Eckpfeiler der modernen Gasanalyse und bietet unübertroffene Empfindlichkeit, Selektivität und Stabilität. Ganz gleich, ob Sie einen Raffinerieprozess optimieren, die Einhaltung von Pipeline-Vorschriften sicherstellen oder Emissionen überwachen möchten – TDLAS liefert Ihnen die benötigten Daten präzise und in Echtzeit.
Durch die Kombination aus fortschrittlicher Spektroskopie, robustem Design und minimaler Wartung ist TDLAS ideal für anspruchsvolle industrielle Umgebungen. Mit ihrer bewährten Leistungsfähigkeit in Anwendungen, die von Spurenanteilen bis in den Prozentbereich reichen,ist TDLAS die Technologie der Wahl für zuverlässige Gasmessungen.
Herausforderungen und Lösungen bei TDLAS
Hintergrundinterferenz
Herausforderung: Kohlenwasserstoffe und andere Gase können die Zielsignale überlagern.
Lösung: Wählen Sie die Linien sorgfältig mithilfe der HITRAN (High-resolution transmission)-Datenbank für molekulare Spektroskopie aus; arbeiten Sie mit differenzieller Multi-Peak-Spektroskopie.
Druck- und Temperaturschwankungen
Herausforderung: Druck und Temperatur können sich auf Linienform und Intensität auswirken.
Lösung: Arbeiten Sie mit Algorithmen für Echtzeit-Kompensation und in geschlossenen, temperaturgeregelten Umgebungen.
Spiegelverschmutzung
Herausforderung: Spiegelverschmutzung kann die Signalintensität verringern.
Lösung: Normalisieren Sie 2f-Signale und arbeiten Sie mit einer automatisierten Diagnostik, die Verluste an optischer Leistung erkennt.
Validierung und Kalibrierung
Herausforderung: Es kann schwierig sein, die Genauigkeit über längere Zeit zu gewährleisten.
TDLAS-Anwendungen in vielen verschiedenen Branchen
Erdgas: Durchführung von Online-Messungen in Echtzeit von Verunreinigungen in Erdgasströmen
H₂O (Feuchte) in CH₄ (Methan): TDLAS kann Wasserdampf bis in den Bereich <5 ppb nachweisen, sogar bei starker Methan-Interferenz
Überwachung von H₂S (Schwefelwasserstoff): Gewährleistung der Einhaltung von Pipeline-Gebühren und Umweltvorschriften mit Nachweisgrenzen unter 1 ppm
Nachweis von CO₂ (Kohlendioxid) und CH₄ (Methan): Unterstützung bei der Überwachung von Emissionen und bei der Prozessoptimierung
Biogas / Biomethan
Erdgasverarbeitung: Überwachung von Verunreinigungen über den gesamten Gasbehandlungsprozess mit selektiven und spezifischen Messungen
LNG: Durchführung kritischer Messungen zur Unterstützung von LNG-Produktion und pünktlichen Lieferungen
Raffination: Überwachung von Verunreinigungen in Raffinerie-Gasströmen (beispielsweise in Raffinerie-Brenngas und Recycling-Kreisläufen für Wasserstoff)
Synthesegas: Durchführung hochselektiver und genauer Laser-basierter Messungen für Kohlendioxid in Synthesegas
Petrochemie:
Hochreine Ethylen- und Propylenströme: Messungen von Spurenfeuchte und HCl (Chlorwasserstoff/Salzsäure) zum Schutz von Katalysatoren
Produktion von C₂H₄ (Ethylen): Nachweis von C₂H₂ (Acetylen), NH₃ (Ammoniak) und CO₂ (Kohlendioxid) für die Qualitätskontrolle des Produkts
Laugenwäscher/Waschtürme: Überwachung von sauren Gasen wie CO₂ (Kohlendioxid) und H₂S (Schwefelwasserstoff) am Einlass/Auslass
Umwelttechnik:
Treibhausgase: Echtzeitnachweis von CO₂ (Kohlendioxid), CH₄ (Methan) und N₂O (Distickstoffoxid/Lachgas)
O₂ (Sauerstoff) in Kohlenwasserstoffströmen: Verhinderung von Risiken durch Verbrennung bei Lagerung und Transport
Leistungsfähigkeit von TDLAS
H₂O (Feuchte) in N₂ (Stickstoff): Wiederholpräzision von ±3 ppb
H₂S (Schwefelwasserstoff) in Sauergas: Bereich bis zu 50 %, Wiederholpräzision ±1 %
CO₂ (Kohlendioxid) in Synthesegas: Bereich bis zu 40 %, Wiederholpräzision ±0,02 %
NH₃ (Ammoniak) in C₂H₄ (Ethylen): Wiederholpräzision besser als ±50 ppb, mit Potenzial für <20 ppb
CO (Kohlenmonoxid) in H₂ (Wasserstoff)*: Nachweisgrenze <10 ppb
CH₄ (Methan) in H₂ (Wasserstoff): Wiederholpräzision von ±4 ppb
Diese Fähigkeiten sind zwar je nach Produkt unterschiedlich, sie zeigen jedoch die hohe Präzision der TDLAS-Technik über eine breite Palette von Konzentrationen und Gastypen.
* Erfordert einen Quantenkaskadenlaser
Häufig gestellte Fragen zu TDLAS
Literaturverzeichnis
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