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Gibt’s das auch in Grün?

Endress+Hauser setzt im Einkauf verstärkt auf Komponenten und Materialien aus Sekundärrohstoffen. Das macht Produkte nachhaltiger und schweißt alle Beteiligten in der Lieferkette noch enger zusammen.

Einkaufleiter Markus Mornhinweg (links) und Logistikleiter Alexander Albrecht

Text: Christine Böhringer
Fotografie: Lisa Glatz

Bei der Kreislaufwirtschaft geht es darum, natürliche Ressourcen zu schonen. „Die Beschaffung bietet einen großen Hebel, um genau das zu erreichen“, sagt Markus Mornhinweg. Mit seinem Team möchte der Einkaufleiter bei Endress+Hauser Temperature+System Products den Anteil von recycelten Materialien in Vorprodukten, Komponenten und Verpackungen erhöhen. „Die Herstellung von sekundären Rohstoffen verhindert Abfälle und braucht sehr viel weniger Energie als die von primären Rohstoffen. Damit werden enorme Treibhausgasemissionen vermieden“, erklärt er.

Das meiste Potenzial bieten dabei Bauteile aus Stahl. Der Werkstoff kann unbegrenzt fast ohne Qualitätsverluste recycelt werden. „Für das Gehäuse eines neuen Produkts haben wir deshalb einen Hersteller gesucht, der dafür Edelstahl mit einem besonders hohen Recyclinganteil einsetzt“, sagt Markus Mornhinweg. Über 90 Prozent des Materials sind wiederverwertet. Und damit nicht genug: Der Lieferant nutzt für die Fertigung rund 80 Prozent Erneuerbare Energien. Das Gehäuse hat so einen sehr geringen CO2-Fußabdruck.

Bei Kunststoffen ist der Umstieg vom Original auf Rezyklate nicht so einfach. „Kunststoffe bestehen aus langen Molekülketten, die beim heute üblichen mechanischen Recycling verändert und verkürzt werden. Das wirkt sich auf die Materialeigenschaften aus und führt zu schwankenden Qualitäten“, erklärt Markus Mornhinweg. Bis es hier neue Ansätze gibt, die die für die Messtechnik notwendige Produkt- und damit Prozesssicherheit gewährleisten, wird weiter Primärkunststoff verwendet. Vor allem chemisches Recycling könnte in Zukunft neue Optionen eröffnen.

Schlüsselfaktoren

35 %

Reduzierung der Emissionen in der Wertschöpfungskette bis 2034

Endress+Hauser hat sich verpflichtet, die vor- und nachgelagerten Emissionen im Einklang mit der Science Based Targets Initiative um 35 % gegenüber dem Niveau von 2023 zu senken. Die strategische Beschaffung spielt dabei eine entscheidende Rolle – insbesondere durch die Beschaffung von Zwischenprodukten und Materialien mit einem höheren Recyclinganteil.

Zurück in die Produktion

„Allerdings ist es uns gelungen, einen ersten Recyclingprozess innerhalb der Herstellung unserer Kopftransmitter zu etablieren“, sagt Markus Mornhinweg. Der beim Spritzguss der Kunststoffkomponenten anfallende Anguss wird nun nicht mehr als Abfall entsorgt, sondern direkt vor Ort zu Einfülltrichtern recycelt. Diese waren bislang aus Originalkunststoff und werden zum Vergießen der Transmitter benutzt. „Das fällt in Summe ins Gewicht: Wir produzieren pro Jahr hunderttausende Kopftransmitter. Einer davon, iTEMP TMT82, ist das in den größten Stückzahlen hergestellte Produkt von Endress+Hauser“, sagt der Einkaufsleiter.

Auch in Sachen Verpackungen gibt es erste Erfolgsmeldungen. „Aktuell stellen wir die Versandhülsen für Kompaktthermometer auf Recyclingmaterial um“, berichtet Logistikleiter Alexander Albrecht. Und für Feldtransmitter und Gehäuse wird an Membranverpackungen aus Wellpappe getüftelt: Sie sollen Luftpolster überflüssig machen. Dafür müssen sie auf jedes Produkt individuell zugeschnitten werden, perfekten Schutz bieten und zugleich leicht handhabbar sein. „Ihre Entwicklung dauert deshalb bis zu einem Jahr und gelingt nur in sehr enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten“, sagt Alexander Albrecht. Die erste Membranverpackung wird bald für eine neue Steuereinheit eingesetzt.

„Unsere Lieferanten sind sehr daran interessiert, mit uns gemeinsam innovative Lösungen zu finden und umzusetzen“, betont Markus Mornhinweg. Er ist davon überzeugt, dass der weitere Wandel in Richtung Kreislaufwirtschaft die Partnerschaften entlang der Lieferkette weiter vertiefen wird: „Um Produkte so nachhaltig, langlebig, wiederverwendbar und recycelbar wie möglich zu gestalten, braucht es mehr Wissenstransfer denn je, vor allem zu Beginn jeder Neu- und Weiterentwicklung.“

Veröffentlicht am 1.9.2025

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Wie die Kreislaufwirtschaft in Schwung kommt
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